Vielfalt im Situationsansatz
Lenas Eltern arbeiten beide bei einer großen Supermarktkette in Berlin, die dafür bekannt ist, die Mitarbeiter nicht besonders gut zu bezahlen. Lenas Mutter arbeitet im Schichtdienst als Kassiererin, Lenas Vater ist Filialleiter mit unregelmäßigen, oft extrem langen Arbeitszeiten. Lenas Kindertageseinrichtung hat – wie die meisten ?– montags bis donnerstags von 6.30 bis 17.30 Uhr geöffnet; freitags bis 16.30 Uhr.
Soziale Ungleichheit sowie Ausgrenzungserfahrungen aufgrund bestimmter Merkmale, wie Herkunft, Hautfarbe und physischer oder psychischer Merkmale, finden sich auch in Kindertageseinrichtungen wieder. Es ist eine irrige Annahme, dass gesellschaftliche Prozesse vor der Tür der Kindertageseinrichtungen halt machen. Wie aber sollen Teams in Kindertageseinrichtungen dieser Herausforderung begegnen?
Anke van Keulen und Peter Moss interviewen die Direktorin des Zentrums für Gleichstellung und Innovation in der frühen Kindheit (CEIEC) an der Universität Melbourne, eine der wichtigsten Befürworterinnen der Chancengleichheit für alle jungen Kinder.
Bitte erzählen Sie uns, woher Sie kommen und was zu Ihrem Interesse an den Themen Vielfalt und Gleichheit geführt hat.
Ich wurde in den späten 60er Jahren in Australien zur Kindergartenerzieherin ausgebildet. Es war die Zeit der Proteste gegen den Vietnamkrieg, einer großen Bewegung gegen Atomwaffen, der Forderung nach Landrechten für die Ureinwohner und nach der Befreiung der Frau. In dieser Situation wurde ich zur Feministin, Antikriegsaktivistin und Erzieherin. Die Gründe, warum dies alles geschah, sind komplex und schwierig nachzuzeichnen, aber ich weiß, dass sie mich auf einen Weg brachten, auf dem die Themen Gleichheit und Vielfalt immer wichtiger für mich wurden.
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