Bildung, Gesundheit, Wohlbefinden
Ein Beitrag von Maddalena Tedeschi, pädagogische Beraterin für kommunale Krippen und Kindergärten in Reggio Emilia, Italien.
Die Stadt Reggio Emilia hat sich seit jeher darum bemüht, ein weitreichendes Gespür für die Esskultur zu entwickeln: auf den Straßen und Plätzen sind Farben und Gerüche auszumachen, die die Stadt in einen kulinarischen Schauplatz verwandeln. Reggio ist in der Tat eine dem Essen, den Traditionen »verpflichtete« Stadt: denken wir nur an den Parmigiano-Reggiano, den Balsamessig, so typische Teigwarengerichte wie die Cappelletti, oder die mit Kürbis gefüllten Tortelli, bzw. den Erbazzone (Spinattorte), die Torta di riso (Reistorte), etc. Abgesehen von den bekanntesten Rezepten zählt auch die gemeinsam gelebte Kochpraxis, also die eigene Art zu kochen, zur kulinarischen Geschichte. Sie ist nicht nur Teil der Kultur, sondern wird oftmals sogar über Generationen weitergegeben.
In der Geschichte und der Tradition von Reggio ist das Essen bis heute von grundsätzlichem Wert, verstanden in Hinblick auf das Verhältnis von Zubereitung, Verpackung und Genuss: Ideen auszutauschen, Projekte zu entwickeln, dem Miteinander die Tore zu öffnen – all das passiert oftmals an einem gedeckten Tisch, in Gesellschaft, wo herzliche und einfühlsame Gespräche möglich werden.
Die kommunalen Krippen und Kindergärten von Reggio Emilia fördern mit ihren hauseigenen Küchen täglich jene Esskultur, die Tradition und Innovation, Geschmack und Natürlichkeit sowie Gastfreundschaft und Geselligkeit miteinander verbindet. Sie versuchen, zwischen geforderten Zielen, innovativer Ernährungspraxis, eigener kultureller Geschichte und den neuen Fragen rund um das Thema der Ernährung immer engere Beziehungen zu knüpfen.
Um der Bedeutung der Speisenfolge in Hinblick auf Nährwert, soziale und kulturelle Aspekte einen neuen Stellenwert zu geben, bieten wir konstant individuell verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten für Erwachsene – Lehrer, Köche, Helfer, Familien – und für Kinder an.
Unserer Meinung nach werden professionelle Gemeinschaften – Allgemeinmediziner, Kinderärzte, Köche, Diätisten und Pädagogen – notwendig sein, damit wir Kindern und Familien in Bezug auf die neuen Ernährungs- und Lebensweisen Gehör schenken.
Von diesem Blickwinkel aus wollen wir eine lokale wie auch nationale Gesprächsplattform entwickeln, auf der neben vertrauten Themen nationale und internationale Experten, zum Beispiel aus Landwirtschaft, Kunst, Landschafts- und Städteplanung, Gesundheit, Politik..., das Thema Ernährungserziehung interdisziplinär diskutieren.
Ziel ist eine Arbeitsgemeinschaft, die nicht nur hinsichtlich der Dringlichkeit zahlloser ernährungstechnischer Probleme, eine konstante und punktgenaue Diskussionsmöglichkeit bietet, sondern ebenso für die Verbreitung von Informationen und Publikationen zu diesem Thema sorgt.
Der erste von uns geplante Schritt in diese Richtung ist die Organisation eines nationalen Studienseminars zum Thema »Die Sprachen des Essens. Erziehung zu Gesundheit und Geschmack in Familie, Kindergarten und Schule«.
Dieser Studienplan wird vom Servizio Igiene Alimenti e Nutrizione (SIAN) dell’AUSL von Reggio Emilia, vom Ressort für Schule, Universität, Jugend, von den Schulen und Kindertagesstätten der Gemeinde Reggio Emilia, von Reggio Children sowie dem Ressort für Landwirtschaft und ländliche Entwicklung und dem Verbraucherverband der Provinz von Reggio Emilia mitgefördert und in Zusammenarbeit mit der CIR Food, dem Istituto Alberghiero »Motti« und der Internationalen Gesellschaft der Freunde von Reggio Children entwickelt.
Die in Folge aufgelisteten Thesen, auf die wir im Rahmen des Studienplanes besonderen Wert legen wollen, sollen gleichzeitig als »Kulturobjekte« offener Forschung fungieren und unter dem Licht neuer Erkenntnisse betrachtet werden – sozusagen als Spiegel unserer Zeit und daher von verschiedenen Perspektiven aus beleuchtet.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-07/08 lesen.