Was ein Aufenthalt im Freien bewirkt
Im CEMEA, den »Trainingszentren für aktive Erziehungsmethoden«, setzen Menschen sich für eine Erziehung ein, die sich an den Werten und Grundsätzen der fortschrittlichen Erziehung und aktiven pädagogischen Methoden orientiert, um Lebensumfelder und Institutionen durch individuelles Handeln zu verändern. Um diese Ideen zu verbreiten und damit möglichst viele Menschen zu erreichen, setzt CEMEA Fortbildungen als ein ideales Instrument dafür ein. Zuerst bilden die Mitarbeiter der Bewegung sich selbst entsprechend fort, denn das ist die Voraussetzung dafür, andere Menschen fortzubilden. In den Jahren 2016 und 2017 haben 29 Mitglieder des CEMEA-Netzwerks im Rahmen des Erasmus-Programms für berufliche Fortbildung 39 Mobilitätsprojekte durchgeführt.
Der Beitrag von Marie Claire Chavaroche Laurent will die verschiedenen Beobachtungen und Erkenntnisse beleuchten,
die aus fünf Mobilitätsprojekten in Belgien, Deutschland, Italien, Dänemark und Ungarn hervorgingen, deren Thema lautete »Auswirkungen des Aufenthalts im Freien auf die frühkindliche Entwicklung im Alter von null bis sechs Jahren.« Dabei wurde »aktive Forschung« betrieben: Jede und jeder Teilnehmende beobachtete die praktische Umsetzung der Projekte, die den Aufenthalt von Kleinkindern im Freien ermöglichten.
Bei der Analyse der Beobachtungsergebnisse fiel uns auf: Ganz gleich, welche Erfahrungen und Expertisen die professionellen ProjektteilnehmerInnen mitbrachten, es ging bei den Angeboten immer um für das jeweilige Land spezifische Themen wie auch die persönliche Haltung zur Relevanz dieser Altersgruppe, dem Umfang der im Freien verbrachten Zeit, unabhängig von Jahreszeiten und Wetter, und die ökologische und umweltbedingte Beziehung zur Natur.
Unsere Beobachtungen gingen von der Prämisse aus, dass der Aufenthalt im Freien für Kleinkinder von null bis sechs Jahren in Frankreich streng geregelt ist, mit der Begründung, so Risiken zu minimieren. Diese Frage stellte sich: Können ausgebildete ErzieherInnen in Frankreich mit den Kindern unter ihrer Obhut tatsächlich mehr Risiken eingehen? Vor 30 Jahren haben wir in der Natur Früchte gesammelt, Kuchen damit gebacken und diese mit den Kindern gegessen. Nach unserer Einschätzung waren Kinder damals nicht mehr Gefahren ausgesetzt als heute. Ist die Einstellung zu Risiken und Gefahren heute anders und ist sie nur den Eltern vorbehalten?
Vorneweg ist es wichtig zu betonen, dass wir bei unseren Forschungen die Sicherheit der Kinder, die wir betreuten, immer im Hinterkopf hatten. Deshalb unterschieden wir auch ganz klar zwischen Situationen, in denen Kinder Gefahren ausgesetzt sein, und Situationen, in denen sie Risiken eingehen konnten. Denn das ist keinesfalls das gleiche. Im Austausch der Projektteilnehmer mit ihren Gastgebern wuchs das Verständnis für diese Unterschiede und die Besonderheiten in Bezug auf die jeweilige Situation. Jede Begegnung mit neuen Perspektiven rüttelt auch an den eigenen Überzeugungen und Vorstellungen. Das bleibt nicht ohne Einfluss auf das, was wir beobachten. Es stellt sich dann oft die Frage: Verstehen wir, was wir sehen, oder sind wir verführt, nur das zu sehen, was wir bereits verstehen?
Der erste Knackpunkt war für uns der Vergleich unserer Gesetzgebung mit der der Länder, in denen wir zu Gast waren. Die Ergebnisse geben einen tiefen Einblick in die französische Gesetzgebung und zeigen, wie diese ausgelegt wird. Sämtliche Teilnehmende an den Projekten waren der Meinung, dass die französischen Gesetze ihre Arbeit behindern und sahen darin »... eine Erschwernis, Risiken einzugehen. Der Gesetzgeber schränkt Fachleuchte und Eltern ein und bringt diese in Konflikte, wenn es um die Frage geht, wer die unmittelbare Verantwortung trägt.« Oder: »Bei den Vorstellungen vom Umgang mit Gefahren wird Erwachsenen oft suggeriert, dass die Sicherheit vorrangig ist. In diesem Kontext bedeutet ›Sicherheit‹ Einschränkungen für die französischen Projekte«. Wir sind aber überzeugt, »dass es Kindern durchgängig erlaubt sein muss, Risiken einzugehen, um aus dem so angeeigneten Wissen und Können zu lernen«.
Marie Claire Chavaroche Laurent ist Projektleiterin bei der CEMEA.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe KINDER in Europa heute 01/18 lesen.