»Wir, wie uns die Zeit erschafft, erschaffen Zeit.«
Johann Gottfried von Herder
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
wenn wir über Zeit sprechen, dann reden wir meistens darüber, dass wir keine haben. Wir fühlen uns gehetzt vom Takt der Arbeit und eingeengt vom Korsett der Verpflichtungen. Freie und selbstbestimmte Zeit ist Mangelware – auch bereits für unsere Kinder. Wie gestalten wir ihre Zeit – frei oder strukturiert? Wofür brauchen Kinder Zeit? Wie erleben sie sie? Welche Zeit bleibt unvergesslich? Gönnen wir uns und den Kindern mit dieser Ausgabe ein Innehalten, um diesen Fragen nachzuspüren.
Im Eingangsbeitrag schenken uns kurze Episoden aus der Kitapraxis Augenblicke der Entschleunigung und des Zeit-Lassens. Vier ExpertInnen für Achtsamkeit, Waldpädagogik oder Lerngeschichten teilen ihre besonderen Momente mit uns.
Wie Zeit begreifbar wird, haben der Filmemacher Andreas Münzer und die Journalistin Jutta Gruber herausgefunden. In ihrem Beitrag beobachten sie, wie Kinder Zeit erleben und durchwandern dafür den Zeitgeist von der Archäologie bis zur Linguistik.
Dass Lebenszeit einmal zu Ende ist, lässt uns der Tod erfahren. Weil der Umgang mit Vergänglichkeit und Sterben für viele schmerzlich ist, scheuen wir uns oft davor, Kinder damit zu konfrontieren. Der Leiter einer israelischen Kita Perah Midbar Alter und die Kulturpsychologin Heidi Keller sprachen mit Kindern und kommen zum Schluss, dass sie klug, fantasievoll und emphatisch mit dem Tod umgehen – und viel besser, als Erwachsene denken.
Kinder würden Zeit anders erleben, wenn sie diese selbst gestalten könnten. Auch wir sollten – anstatt die Zeit vom Takt des Alltags bestimmen zu lassen – sie in ein wenig Stillstand verwandeln. Wäre das manchmal nicht besser? Die Fortbildnerin Marion Tielemann und der Erziehungswissenschaftler Tilmann Wahne reflektieren die Vorteile selbstbestimmter Zeitgestaltung.
Für die gemeinsame Vorlesezeit empfehlen wir einen Blick auf die frisch für den Huckepack Bilderbuchpreis nominierten Bilderbücher, den unser Verlag auch in diesem Jahr wieder stiftet. In den wunderbaren Geschichten der Huckepack-Top-11 geht es um Ermutigung, Ich-Findung, Konfliktbewältigung und Akzeptanz und damit um wichtige Erfahrungen, die unsere aller Lebenszeit prägen und uns zum Wachsen einladen.
Viel Spaß bei der Lektüre wünschen im Namen der Redaktion
Jens Klennert und Tania Miguez