Allein, zu zweit oder dritt oder mit ganz vielen – unser Leben ist in jedem Moment davon geprägt, dass wir uns neu aufeinander einlassen müssen. Mit manchen Menschen fällt uns das leicht, bei anderen tun wir uns schwerer. Nicht jeden mögen wir auf Anhieb, und manchmal ist das Spiel zu dritt überschattet von dem Gefühl, dass einer oder eine außen vor bleibt. In Bilderbüchern finden sich zahlreiche Geschichten über ein positives Miteinander und mögliche Wege dahin – und aus ihnen können nicht nur Kinder lernen, wie man im Alltag besser zurechtkommt, sondern eigentlich auch noch die Erwachsenen…
Anna und Otis
Das Mädchen Anna und die Schlange Otis sind allerbeste Freunde. Aber sie spielen immer nur allein zu zweit im Garten, weil Otis sich nicht nach draußen traut. Er hat Angst vor der Reaktion der Menschen, die sich wahrscheinlich vor ihm fürchten. Weil Anna ihren Freund so liebt, kann sie sich nicht vorstellen, dass man ihn fürchten könnte und nimmt ihn mit in die Stadt. Doch was sie da erleben, macht Otis traurig: Alle zeigen mit dem Finger auf ihn, verschließen die Augen oder wenden sich von ihm ab. Aber so schnell gibt Anna nicht auf! Zusammen mit Otis geht sie auf die Menschen zu und ermutigt ihn dazu, überall freundlich »Hallo« zu sagen. Ganz allmählich schwindet die Angst der Menschen – und schließlich ist Otis ein überall gern gesehener Gast.
An Maisie Paradise Shearrings farbenfrohem Bilderbuch »Anna und Otis« stimmt einfach alles! Schon das Vorsatzpapier weist auf die Geschichte hin, zeigt zahlreiche Situationen, in denen Anna und ihre Riesenschlange zusammen spielen – und wer genau hinsieht, wird ganz am Ende des Bilderbuchs entdecken, dass sich durch Annas beherztes Eingreifen etwas Entscheidendes in Otis’ Leben verändert hat: Jetzt ist er nicht länger nur allein mit Anna zusammen, sondern in vielen Situationen mittendrin. Behutsam öffnet die Autorin unsere Augen dafür, dass die Angst vor dem Unbekannten durchaus auf beiden Seiten besteht und sich beide überwinden müssen, um aufeinander zuzugehen. Doch das tut sie mit so viel Wärme, fantasievollen Ideen und Humor, dass wir darüber den pädagogischen Ansatz ganz vergessen und uns einfach in die Geschichte verlieben. Und in Otis! Ein anrührendes und sehr humorvoll illustriertes Bilderbuch über Zivilcourage und Anderssein – und über einen offeneren und besseren Umgang miteinander.
Gretas Einhorn macht Krawall
Nachdem bereits der erste Band »Gretas Einhorn« in vielen Kitas ein absolutes Lieblingsbuch geworden ist, dürfen sich die Kinder nun über die Fortsetzung freuen, die dem ersten Band in nichts nachsteht! Hier muss sich Gretas Einhorn Drops (das eigentlich eine Ziege mit nur einem Horn ist) mit einer neuen Situation zurechtfinden. Bisher hatte sie ihre Freundin Greta für sich allein, doch nun kommt Gretas Freund Paul zu Besuch. Greta hat keinen Zweifel daran, dass Drops Paul sehr mögen wird, aber Drops ist mehr als misstrauisch – besonders als er merkt, dass Greta und Paul ihn im gemeinsamen Spiel fast vergessen … »Gretas Einhorn macht Krawall« ist seine prompte Reaktion darauf, und er macht so viel kaputt, dass Greta richtig wütend auf ihn wird. Anders Paul, der zu verstehen scheint, was mit Drops los ist. Mit einer Trommel und deren Klängen lockt er Drops aus seiner Schmollecke, und das klappt so gut, dass irgendwann Greta vor Eifersucht platzt. Nun ist es an Drops, sie wieder dazuzuholen.
Vom gelungenen Spiel zu dritt erzählt Amy Young in diesem witzig und schwungvoll illustrierten Bilderbuch mit nur recht wenig Text und vielen Klängen, die eine Vorleserin oder einen Vorleser geradezu herausfordern, diese lautmalerisch umzusetzen. Ideales Vorlesebuch – und kleiner Versöhner, wenn’s gerade mal nicht so gut klappt mit dem gemeinsamen Spielen.
AG Bücher für Vorleser
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09-10/19 lesen.