Vermutlich ist Basteln die häufigste Beschäftigung der Kinder in der Kita und auch das, was die Erwachsenen ihnen am häufigsten dort anbieten. Im Wesentlichen ist diese Beschäftigung gekennzeichnet durch Ausschneiden und Aufkleben. Das kann angeleitet erfolgen, also auf Idee der ErzieherIn hin, oder frei, dann entscheiden die Kinder, was sie ausschneiden und aufkleben. Der Unterschied besteht darin, dass das Ergebnis sich den Eltern schneller erschließt und zu Lob veranlasst, wenn die Idee dazu von der Erzieherin kam. Bei freier Auswahl entsteht meistens ein Klumpen Irgendwas, wozu das Kind versucht zu erklären, was dieses kann. Dem folgt meist ein verlegenes Lächeln und »das hast du aber fein gemacht« der Eltern und die überlegen schon die unentdeckte Entsorgung.
Kann es sein, dass ein Kind mit Aufkleben die Mindestanforderung der Erzieherin erfüllt? Es hat dann gebastelt, etwas gemacht, seine Feinmotorik geschult, und es gibt etwas, was es mit nach Hause nehmen kann. Pflicht erfüllt, denkt vielleicht das Kind, jetzt kann ich wieder spielen, respektive auch toben gehen.
Kann es außerdem sein, dass das Aufkleben ein »Meins« erklärt? Wenn ich das Teil aufgeklebt habe, kann es mir niemand wegnehmen. So wird das größte, schönste, glitzerndste, teuerste oder vielleicht auch beliebteste Teil beschlagnahmt. Ein Statement: »Ich!«
Falls Sie jetzt denken, na, das ist aber nun wirklich überzogen. Ja, ich habe überspitzt. Hier steht das Produkt und nicht der Prozess im Vordergrund. In der Regel lernen Kinder keine Alternativen zum Basteln kennen. Sie erleben nicht, was alles mit Kleister klebt, mit Tubenklebstoff oder dem Klebestift, geschweige denn mit Holzleim.
Ihnen fehlen die Erfahrungen und die Kenntnisse für einen sachgerechten Einsatz der Klebstoffe. Die Heißklebepistole ist inzwischen deshalb sehr beliebt in den Einrichtungen, weil sie verlässlich alles zusammenklebt und den Kindern so frustrierende Erlebnisse erspart.
Aber was wäre die Alternative? Einfach mal den Klebstoff weglassen! Dann kommen Kinder – und auch die Erwachsenen – in die Situation, über die Schritte davor nachzudenken. Man befasst sich viel mehr mit den Dingen: Woraus sind sie, wie fühlen sie sich an, sind sie leicht oder schwer? Woran erinnern sie, welche Assoziationen tauchen auf? Man setzt sich dann viel mehr mit dem Material auseinander und erfährt es anders.
Dann gibt es die Variante, mit den Dingen zu spielen, sie zu gestalten oder zu bauen. Hierbei steht dann der Prozess mehr im Fokus als das Produkt. Das Material kann immer wieder benutzt werden, kann jeden Tag etwas Neues, Anderes sein – auch für täglich unterschiedliche Kinder. Dann ist man mittendrin im Erleben von Statik und Schwerkraft. Und wenn es tatsächlich darum geht, die Dinge zu verbinden, kann man über alternative Befestigungsmöglichkeiten nachdenken: Welche Teile müssen beweglich bleiben und wie gelingt das? Hilft eine Schnur? Was lässt sich mit Draht verbinden? Gibt es Werkzeuge, um ein Loch zu bohren oder eine Nietenzange? Ist Nähen eine Lösung? Oder Kabelbinder, Klammern, Tacker etc.?
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Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 11-12/18 lesen.