Über die Qualität von Trägern
TrägervertreterInnen sollten sich mehr mit der Situation in ihren Kitas auseinandersetzen und Zuständigkeiten mit den Leitungskräften klarer bestimmen. Das könnte wichtige Impulse für die Qualitätsentwicklung der Einrichtungen geben, sagt Dr. Inge Schreyer, wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP) in München, im Interview mit Barbara Leitner.
Wie sieht die Trägerlandschaft in Deutschland aus?
2017 hatten wir hierzulande 55.293 Kitas. Diese waren zu je einem Drittel in kirchlicher, kommunaler oder freier Trägerschaft organisiert. Eine derartige ungefähre Dreiteilung hält sich wenigstens seit mehr als zehn Jahren, obwohl in dieser Zeit mehr als 7.000 Kitas hinzugekommen sind.
Wie ist die Qualität der Träger?
Die Trägerlandschaft in Deutschland ist bunt und heterogen. Man kann nicht sagen, kommunale Träger seien qualitativ besser als kirchliche oder freie bzw. umgekehrt. Das hängt immer vom einzelnen Träger oder Trägerverband ab.
Worin zeigt sich die Qualität?
Im Kinder- und Jugendgesetz (§22a) ist festgelegt, dass die Träger der öffentlichen Jugendhilfe die Qualität in ihren Einrichtungen durch geeignete Maßnahmen sicherstellen und weiterentwickeln sollen. Dazu gehören die Entwicklung von und die Arbeit nach einer pädagogischen Konzeption sowie der Einsatz von bestimmten Verfahren und Instrumenten, um die Arbeit zu evaluieren. Am IFP führten wir ab dem Jahr 2000 ein Forschungsprojekt zur Trägerqualität durch und entwickelten in der Folge ein Instrument zur Selbstevaluation. Es heißt »Träger zeigen Profil«. Darin benannten und strukturierten wir zehn verschiedene Aufgabenbereiche von Trägern. Diese sind zwar für jeden Träger wichtig, jedoch sicher nicht im selben Ausmaß. Wenn man z.B. die Stadt München als Träger von über 400 Einrichtungen auf der einen Seite betrachtet und auf der anderen Seite einen kleinen Gemeindekindergarten, so sind deren Prioritäten mit Sicherheit anders gelagert.
Gibt es keine übergreifenden Kriterien?
Nicht wirklich. Alle Träger müssen natürlich die gesetzlichen Bestimmungen beim Bau einer Kita und beim Brandschutz oder Hygiene- und Sicherheitsbestimmungen einhalten, auch der Personalschlüssel ist landesspezifisch geregelt. Träger sollten jedoch vor allem insgesamt die Rahmenbedingungen schaffen, damit für die MitarbeiterInnen in der Kita eine gute pädagogische Arbeit möglich ist. Das ist eine ihrer originären Aufgaben. Wie sie jedoch die Qualität dabei ausgestalten, bestimmen die TrägervertreterInnen bzw. die Trägerverbände eigenständig. Darüber hinaus gibt es wenige Kontrollmechanismen. Und auch hier zeigen sich Unterschiede zwischen großen und eher kleinen Trägern.
Sie beobachten die Trägerlandschaft über einen langen Zeitraum. Sehen Sie aus dieser Warte Stellschrauben, worüber die Qualität in den Kitas bewegt werden kann?
Zusammenfassend könnte man sagen: Die Träger sollten sich noch mehr mit der Situation in ihren Kitas auseinan-dersetzen, um deren Bedarfe besser einschätzen zu können. In der AQUA-Studie fanden wir heraus, dass etwa ein Fünftel der befragten Träger von ihren Kitas überhaupt keine verbindli-chen Maßnahmen zur Qualitätsentwicklung verlangt, über die sie Einblicke in den Kita-Alltag gewinnen könnten. Zu-dem lässt oft die Kommunikationsstruktur zu wünschen übrig: Träger wissen nicht, wo genau die Probleme in den Kitas liegen und Leitungskräfte kennen die Schwierigkeiten der Träger nicht. Dazu kommt, wie gesagt, dass Verantwortlichkeiten oftmals nicht klar geregelt sind, was zu beiderseitigem Frust führen kann. Aber bevor sich die Qualität verbessern kann, muss erst einmal klar sein, was der aktuelle Stand der Dinge ist.
Dr. Inge Schreyer ist Dipl.-Psychologin und arbeitet seit 2000 als wissenschaftliche Referentin am Staatsinstitut für Frühpädagogik in München.
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Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09-10/18 lesen.