Mehr Qualität in der Erzieherausbildung
Pädagogische Fachkräfte leisten großartige und wichtige Arbeit. Weil sie stets auch auf gesellschaftliche Entwicklungen – wie z.B. die Digitalisierung oder andere Veränderungen in unseren Lebenswelten – eingehen müssen, lernen sie nie aus. Um die heute erforderlichen Kompetenzen gleich von Anfang an in die Praxis mitzubringen, ist gefordert – und sinnvoll –, auf die Qualität der Erzieherausbildung zu achten. Die Praxisbetreuerinnen Ute Ulrichsohn und Andrea Tempel von der Evangelischen Schule für Sozialwesen in Bad Lausick, südöstlich von Leipzig, arbeiteten viele Jahre in Kitas. Sie kennen beide Seiten und berichten von ihren Kooperationserfahrungen, Einsichten und innovativen Ideen.
Die Kooperation mit den Praxiseinrichtungen hat in unserer Evangelischen Schule für Sozialwesen einen besonderen Stellenwert, der wir mit Professionalität, Wertschätzung und Umgang auf Augenhöhe nachkommen. Die Gestaltungselemente der Zusammenarbeit, die von unserer Schule ausgehen, umfassen den Praktikumsvertrag, den Praxisauftrag, die Hospitationsbesuche, Fallarbeit und Reflexion im fachpraktischen Unterricht sowie die Praktikumsauswertung. Bedarfsgerecht bringen wir uns auf Anfrage mit der Moderation von Konfliktgesprächen zwischen Praxisanleitung und Auszubildenden sowie der Beratung und Begleitung individueller Besonderheiten von Schülerinnen und Schülern in herausfordernden Situationen ein.
Für die Einstimmung auf das Praktikum dient bei uns der »Mentorentag«, auf dem sich die SchülerInnen und VertreterInnen ihrer zukünftigen Praxisorte kennenlernen können. Fester Bestandteil der Veranstaltung, die jeweils am Tag vor Beginn der Praktikums stattfindet, ist die auf den bevorstehenden Praxiseinsatz bezugnehmende Präsentation der Lernenden von theoretischen und praktischen Elementen aus ihren Lernfeldern. Mit der Präsentation verfolgen wir zwei verschiedene Anliegen. Zum einen bietet sie den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, das bereits Gelernte zu festigen und zum andern den teilnehmenden KollegInnen aus den Einrichtungen, einen Einblick in die Unterrichtsinhalte zu bekommen. In einer Austauschrunde klären wir darüber hinaus die sich aus dem Praktikumsauftrag ergebenden organisatorischen und inhaltlichen Aspekte. Die Rückmeldungen der PraktikerInnen zu unserem Vorgehen am Mentorentag zeigen uns, dass diese kompakte Veranstaltung zu einem gelungenen Start in die Praxisphase beiträgt und eine gute Grundlage für die weitere Zusammenarbeit darstellt.
Erfolg und Misserfolg liegen nah beieinander
Aufgrund der im Land Sachsen geforderten Weiterbildung für Praxisanleitung erleben wir in den Praktikumszeiten gut qualifizierte, interessierte und erfahrene PraxisanleiterInnen und MentorInnen. Die Weitergabe einer professionellen Haltung sowie einer fachlich fundierten und reflektierten Arbeit kann auf diese Art der Zusammenarbeit gelingen. Trotz aller Stolpersteine investieren sie und die Einrichtungsteams viel Engagement und Herzblut in die Betreuung der zukünftigen KollegInnen. Die notwendige Zeit für die Vor- und Nachbereitung von Aktivitäten der SchülerInnen als auch für Coachings im Bereich Zeitmanagement, Begleitung in Konfliktsituationen und Reflexion bringen sie mitunter sogar über ihre reguläre Arbeitszeit hinaus auf. Dies möchten wir an dieser Stelle ausgesprochen würdigen.
Leider ergeben sich jedoch häufig Erschwernisse durch ungünstige Rahmenbedingungen. So führen unter Umständen Personalengpässe dazu, dass fehlende Fachkräfte temporär von PraktikantInnen ersetzt werden. Je nach Ausbildungsstand kann dies zu Überforderung der PraktikantInnen führen. Der Zeitpunkt des Praktikums kann deshalb auch bei konzeptionell guten Bedingungen zur Lotterie werden, wenn Krankheit von MitarbeiterInnen oder deren Kinder, Urlaub oder Fortbildung ungünstig aufeinander treffen. Wünschenswert im Sinne einer qualitativ hochwertigen Ausbildung wäre, dass die Auszubildenden auch bei angespannter Personalsituation in ihrer PraktikantInnenrolle wahrgenommen werden und bleiben können.
Andrea Tempel ist Diplom-Sozialpädagogin und Erzieherin mit heilpädagogischer Zusatzqualifikation. Sie war als Erzieherin und Leiterin tätig und arbeitet seit 10 Jahren in der Praxisbetreuung der Ev. Schule für Sozialwesen Bad Lausick.
Ute Ulrichsohn ist Diplom-Sozialpädagogin, Erzieherin und in Ausbildung zur Systemischen Beraterin. Sie war als Erzieherin und Leiterin tätig und arbeitet seit drei Jahren in der Praxisbetreuung der Ev. Schule für Sozialwesen Bad Lausick.
Kontakt
www.evs-bl.de
Den vollständigen Beitrag und weitere Artikel zum Thema können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 09-10/18 lesen.