Ein Forschervormittag im HELLEUM
»Boden schätzen« nennt sich einer der sieben Workshops des Kinderforscherzentrums HELLEUM, bei dem Barbara Leitner hospitiert und beobachtet, wie das naturwissenschaftliche Forschen bei Kindern angeregt wird.
In der Lernwerkstatt sind ein Stuhlkreis und verschiedene Forscherstationen vorbereitet, als um neun Uhr die Kinder der jahrgangsübergreifenden Klassen 1 und 2 der »Grundschule unter dem Regenbogen« aus Berlin-Marzahn eintreffen. Juliane Gröber, Egbert Erdmann und Torsten Simon sind ihre ForschungsbegleiterInnen für die nächsten Stunden. Sie sind LehrerInnen von Beruf, unterrichten Naturwissenschaften an Schulen und wurden für die Arbeit im HELLEUM vom Schulamt des Bezirkes abgeordnet. Die drei begrüßen die Kinder kurz und fordern sie sofort auf: »Schaut euch um! Sucht, was euch interessiert.«
Forscherumgebung
In dem 200 m2 großen Forschungsraum des HELLEUMs sind zum Thema »Boden schätzen« mindestens 15 verschiedene Stationen aufgebaut: um den Boden zu fühlen, zu malen, zu wiegen oder zu sieben, die Bodenerosion zu erleben oder Fossilien, Tiere und andere Schätze auszugraben – abgesehen von dem Garten um das Haus, der auch erkundet werden darf. Eher verhalten, fast ängstlich bewegen sich einige der Kinder zunächst durch den Lernraum, so als zweifelten sie: »Darf man hier wirklich alles anfassen, ausprobieren und selbst machen?«
Bald darauf laden die LernbegleiterInnen die Kinder in den Stuhlkreis ein. »Was ist heute das Thema?«, fragt Egbert Erdmann die Fünf- bis Neunjährigen. In der Mitte des Kreises stehen eine mit Erde und Pflanzen gefüllte Palette sowie ein dreiviertel mit Erde gefülltes Weckglas. Darüber hängt ein Sack aus Plastik, im dem man verschiedene Bodenschichten übereinander sieht. Dieses Anschauungsmaterial legt die Antworten nahe: »Erde!« »Und auch Steine.« Egbert fragt weiter: »Mit welchen Geräten könnte man die Erde erforschen?« Lupen hatten die Kinder schon bei ihrem ersten Rundgang entdeckt. Draußen könnten Schaufeln und Eimer hilfreich sein. Egbert zeigt ihnen, wie man mit einem sensiblen Thermometer die Temperatur der Erde messen könnte. Wollen die Kinder Steine mit einem Hammer bearbeiten, müssen sie eine Schutzbrille tragen und werden sie über die Sicherheitsvorkehrungen belehrt.
»Und welche Tiere erwartet ihr bei euren Forschungen?«, geht es schon im Thema weiter. »Elefanten«, bietet jemand an. Wie beim Pingpong ging bisher das Fragespiel zwischen Kindern und Erwachsenen entspannt hin und her, jeder antwortete ernsthaft auf den anderen. Das allerdings war ein Bruch, den Egbert deutlich markiert: »Erzähl keine Märchen! Elefanten hier?« Die LernbegleiterInnen reden mit den Kindern auf Augenhöhe, nehmen ihre Fragen und Anliegen wichtig. Doch sie wollen auch Grenzen respektiert wissen. »Mit Freude zu lernen und zu forschen ist etwas anderes als eine Spaßnummer!«, ist die deutliche Botschaft. Und schon geht es weiter: »Welche Tiere könnten hier auf und in der Erde leben?« Ein Insekt auf den Pflanzen hat bereits für Aufsehen im Stuhlkreis gesorgt: »Was ist das? Können wir das auch erforschen?« Torsten schlägt vor, die Kinder könnten einen Insektensauger bauen, ein Hilfsmittel, um die Tiere einzufangen, ohne sie zu verletzten. Der würde ihnen erlauben, sie genau anzuschauen. Einen dicken Trinkhalm und eine Plastikflasche braucht man dazu. »Aber danach lasst ihr die Tiere wieder frei«, ist seine Bedingung.
Ist in der Erde Luft?
Die PädagogInnen wollen, dass die Kinder nicht nur den Boden, sondern auch alles was darin und darauf lebt, schätzen und achten. Also fragen sie die Kinder weiter: »Was braucht ihr zum Leben und wo findet ihr das?« Was haben Essen, Trinken und Atmen mit der Erde zu tun? Schon ist die nächste Forschungsfrage im Raum. Wie kriegen wir raus, ob in der Erde Luft ist? »Mit der Lupe?«, fragt ein Kind. Ein anderes meint, die Würmer in der Erde würden die Luft verbrauchen. Alle Vermutungen bleiben unkommentiert, jedes Kind darf Hypothesen aufstellen und damit allen helfen, eigene Ideen zum Forschen zu entwickeln. »Wir könnten Wasser in das Glas mit Erde füllen«, schlägt ein drittes Kind vor. »Steigen Blasen auf, wissen wir, da war Luft drin.« Sofort greifen einige diesen Vorschlag auf, holen Wasser und überprüfen, was passiert.
Tatsächlich blubbert es in der Erde. Gleichzeitig wurde anhand eines Beispiels demonstriert, wie sich die Kinder im HELLEUM bewegen können: Etwas beobachten, eine Frage formulieren, eine Idee dazu finden und dann einen Versuch starten. »Na, dann los!«, geben die ForschungsbegleiterInnen das Startzeichen für knapp zwei Erkundungsstunden.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 05/16 lesen.