Weiße Taubnessel
Hier präsentiert Herbert Österreicher ausgewählte Gewürz-, Duft- und Arzneipflanzen, die in Kita-Gärten angebaut werden können, sich aber auch in der freien Natur, auf Wiesen, in Wäldern und an Wegrändern finden lassen. Es lohnt sich, sie kennenzulernen.
Für viele Kinder ist die Weiße Taubnessel immer noch eine der bekanntesten und beliebtesten Wiesenblumen. Auch wenn die Pflanze genau genommen eher an Wald- und Wegrändern, Schuttablagerungen und verwilderten Brachflächen zu finden ist. Da sie aber auch sonnige Plätze liebt, wächst sie auch in Wiesen – vor allem, wenn diese eher feucht und »fett«, also nährstoffreich sind.
Namen und Verwandtschaften
Die Weiße Taubnessel (Lamium album) gehört wie die Pfefferminze und die Zitronenmelisse zur Familie der Lippenblütler. Der Name Taubnessel ist ein wenig irreführend, denn diese Pflanze besitzt nicht nur keine Brennhaare, sondern ist mit der Brennnessel auch nicht näher verwandt. Dennoch wird sie aufgrund der Ähnlichkeit der Blätter bei uns als »Nessel« angesehen und so benannt.
Die weite Verbreitung der Pflanze und ihre große Bedeutung als Nektar- und Pollenpflanze für Honigbienen hat ihr zahlreiche Volksnamen mit vielen regionalen Variationen eingebracht: Neben der allgemeinen Bezeichnung Taubnessel heißt sie auch Brandnessel, Hadernessel, Hundsnessel, Hühnernessel, Zahme Nessel, Wilde Nessel, Weiße Brennnessel oder Falsche Brennnessel. Noch fantasievoller sind die Namen, die den hohen Anteil an süßem Nektar in den Blüten meinen: Bienensaug, Saugerle, Honigsauger, Zuckersauger, Suggelblume, Sugnessel, Zuzlblamma, Zuckerschnuller, Hummelkrut, Honigblume.
Zur Gattung Lamium gehören noch etliche weitere Arten, die sich von der Weißen Taubnessel vor allem in der Blütenfarbe deutlich unterscheiden. So gibt es die Rote Taubnessel (Lamium purpureum), die Gefleckte Taubnessel (Lamium maculatum), die Stängelumfassende Taubnessel (Lamium amplexicaule) oder den so genannten Mottenkönig (Lamium orvala), eine besonders großwüchsige Art, die wegen ihres unangenehmen Geruchs früher als Abwehrmittel gegen Kleidermotten verwendet wurde.
Eine ebenfalls nahe Verwandte ist die Goldnessel (Lamium galeobdolon), die gerne als attraktiver und robuster Bodendecker gepflanzt wird. Diese Art blüht gelb und sie besitzt weiß gefleckte Blättern, die sich im Winter rötlich färben.
Aussehen und Erkennungsmerkmale
Vor allem zur Blütezeit ist die Weiße Taubnessel unverwechselbar. In den Achseln der quirlähnlichen Blütenstände befinden sich die knapp 2 Zentimeter langen reinweißen Einzelblüten, mit den hellgelben Pollen im Inneren. Die Blüten sind röhren- bis glockenförmig und zweilippig, wobei die Oberlippe etwas behaart ist. Das Blütenkronblatt, das die Unterlippe bildet, ist flach ausgebreitet und stellt einen idealen Landeplatz für anfliegende Insekten dar. Die Blütezeit reicht von Anfang April bis Ende Oktober, also vom Frühjahr bis weit in den Herbst hinein.
An nährstoffreichen Standorten wird die Pflanze bis über einen halben Meter hoch, und nahezu der ganze vierkantige Stängel trägt die brennnesselähnlichen, gesägten und gestielten Laubblätter. Es handelt sich wie bei allen ihren Verwandten um eine ausdauernde Blütenpflanze, die über mehrere Jahre immer wieder neu austreibt. Zudem bildet sie Ausläufer, die meist grün überwintern und im darauffolgenden Jahr Blütensprosse bilden.
TIPP
Weiße-Taubnessel-Tee
Ein Teelöffel feingeschnittener Blätter mit einer Tasse kochendem Wasser aufgießen. Nach fünf Minuten abseihen. Insbesondere gegen Husten sollte man davon – jeweils frisch aufgebrüht – täglich zwei bis drei Tassen trinken, am besten mit etwas Honig gesüßt.
Ein solcher Tee eignet sich auch hervorragend für Mundspülungen bei leichten Entzündungen des Mund- und Rachenraumes. Zu diesem Zweck sollte der Tee allerdings nicht gesüßt werden.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03/15 lesen.