Glücks-Spiele und Schätze
Im Rahmen des Bachelor-Studiengangs »Bildung und Erziehung in der Kindheit« an der Fachhochschule Potsdam beschäftigten sich die Studierenden 2009/2010 in ihren Praktika mit dem Thema »Glück«. Dazu hatten ihre Dozentinnen Prof. Dr. Annette Dreier und Dr. Kirsten Winderlich sie angeregt. Hier sind die Praktikumsberichte von Alexandra Mischke und Jenny Lungershausen.
Bevor das Projekt im Juni 2009 begann, hatte ich meine Vorüberlegungen in einem Entwurf zusammengefasst und einen Elternfragebogen ausgearbeitet, mit dessen Hilfe ich die in den Familien vorhandenen Ideen einbeziehen wollte. Während eines Treffs im Elterncafé verteilte ich die Bögen, die zum Beispiel Fragen enthielten wie »Wann ist Ihr Kind glücklich, wann fühlt es sich besonders wohl?« oder »Welche Sprichwörter zum Glück oder zu Glücksbringern kennen Sie?«
Nachdem die Idee des Projekts im Team besprochen worden war, wurden die Kinder mittels einfacher Bildschemata und eines Würfels, auf dem grundlegende Gefühle (Wut, Trauer, Freude…) fotografisch dargestellt waren, an das Thema herangeführt. Sie lernten das Gedicht »Wutfrosch« kennen und stellten fest, dass aus vier einzelnen Herzen ein Kleeblatt werden kann.
Im Folgenden beschreibe ich die Stationen des Projekts.
Gemeinschaftsbilder
Meine Grundidee bestand darin, die Auseinandersetzung mit Gefühlen durch kreative Gestaltungsprozesse zu initiieren. Dazu brauchten die Kinder eine vorbereitete Umgebung: diverse Farben, Pinsel, Schwämme, Spachtel und Papierbahnen, die auf dem Boden, in Tischhöhe und an der Tafel befestigt waren, so dass die Kinder frei und großflächig malen konnten. Sie teilten sich in drei Gruppen und entschieden sich für die Darstellung jeweils eines Gefühls: Trauer, Wut, Freude… Ihrem Empfinden entsprechend, suchten sie sich die dazugehörigen Farben aus.
Einigen Kindern schien diese Tätigkeit besonders zu gefallen. Dass einige Kinder oft und gern malen, merkte ich daran,dass sie geschickt mit den Werkzeugen experimentierten, immer wieder zurücktraten und sich miteinander besprachen, bevor sie weiterarbeiteten. Auch die gewählte Malebene – Boden, Tisch oder Tafel – spielte eine Rolle. Die Gruppe, die an der Tafel wie an einer Staffelei arbeitete, hatte durch das Stehen wahrscheinlich mehr Entfaltungsmöglichkeiten.
Die Wünsche der Kinder
Zu Beginn des Morgenkreises versuchte ich, eine Verbindung zu den in der vorherigen Woche gestalteten Gruppenbildern zu ziehen. Ich erkundigte mich, ob die Kinder wissen, wo die Gemeinschaftsbilder ausgestellt sind und ob sie mit ihren Eltern darüber gesprochen hatten. Als wir über Gefühle sprachen, nannten viele Kinder Beispiele: »Ich bin traurig, wenn Freunde nicht mehr in der Nähe wohnen«, »Man ist traurig, wenn man sich weh getan hat« oder »Ich bin sauer, wenn mich jemand geärgert hat«.
Danach las ich die Geschichte »Die Wunschfee«1 vor und bat die Kinder, sich in das Mädchen, das in der Geschichte vorkommt, einzufühlen und die vermuteten Gefühle spontan zu äußern. Das taten die Vier- bis Fünfjährigen plausibel und engagiert.
Schließlich fragte ich die Kinder, welche Wünsche sie hätten, wenn nur ein einziger möglich wäre. Hier einige Antworten: »Ich wünschte, K. wäre meine Schwester, damit wir uns täglich sehen können«, »Dass mein Opa noch leben würde«, »Geld für ein Haus«.
An den Antworten ist der Bezug zur aktuellen Lebenswelt der Kinder erkennbar. Während die Jüngeren sich hauptsächlich Haustiere wünschen, sind die Wünsche der Älteren differenzierter.
Glücks-Spiele
Bezogen auf die Geschichte von der Wunschfee, beschäftigten wir uns mit der Frage, ob man nach der Erfüllung eines Wunsches fröhlicher oder glücklicher sei. Das Gespräch nutzte ich, um das von mir angefertigte Glücks-Memory einzuführen.
Auf die Frage, ob die Kinder Glückssymbole kennen, gab es anfangs keine Antwort. Auch meine Versuche, den Begriff zu umschreiben, brachten nichts. Doch nachdem ich ein Foto von einem Kleeblatt gezeigt hatte, fielen den Kindern weitere Beispiele wie Hufeisen und Glücksschwein ein. Dies belegt die Notwendigkeit, sich an die kognitive Entwicklung anzupassen und den Kindern bildhafte Darstellungen anzubieten.
Danach überlegte die Gruppe anhand von Karten, auf denen die bereits besprochenen Emotionen und weitere Gefühle vereinfacht dargestellt waren, welcher Empfindung sie zugeordnet werden könnten. Diese Karten wurden zusammen mit selbst gefertigten Memory-Karten verdeckt in die Mitte des Kreises gelegt. Reihum beteiligten sich die Kinder an der Auflösung.
In den folgenden Wochen beobachtete ich, dass einige Kinder mehrfach mit dem Glücks-Memory spielten und dabei lautstark diskutierten, welches Gefühl im jeweiligen Fall dargestellt sei.
Ein anderes Spiel, das ich mit Hilfe eines Grafikprogramms anfertigte, ist das Glücks-Spiel. Das Prinzip ist einfach: Die Mitspieler absolvieren eine Strecke. Doch das Ziel ist nicht das Wichtigste, sondern der Weg dorthin, auf dem Aufgaben zu erfüllen sind, die Spaß machen.
Mit einigen Kindern probierte ich das Spiel aus. Anfangs waren sie neugierig, wurden jedoch bald skeptisch. Sie waren es gewohnt, dass derjenige gewinnt, der am längsten im Spiel bleibt am schnellsten ins Ziel kommt. Das neue »Strickmuster« war ihnen unbekannt. Aber als sie es begriffen hatten, waren sie mit Spiellust bei der Sache.
Das Glücks-Spiel – Spielregeln
Material:
Spielfeld, ein Würfel, sechs Spielfiguren aus Kork
Anzahl der Spieler:
zwei bis sechs Kinder ab drei Jahren
Ablauf:
Jeder Mitspieler erhält eine Spielfigur, die er auf Anfang stellt. Der jüngste Mitspieler beginnt.
Entsprechend der Symbole auf dem Würfel (Hausschwein, Marienkäfer, Glückspilz, Kleeblatt, Hufeisen oder Smiley) setzen die Mitspieler ihre Figuren.
Kommt ein Mitspieler auf ein lilafarben umrandetes Spielfeld, sollen folgende Aktionen durchgeführt werden:
- Hausschwein: eine Grimasse schneiden;
- Marienkäfer: ein Lied oder ein Gedicht vortragen;
- Glückspilz: eine Bewegung vorführen, die die Mitspieler wiederholen, zum Beispiel: auf einem Bein hüpfen;
- Kleeblatt: ein lustiges Bild malen oder ein Tier spielen, das die Mitspieler erraten sollen;
- Hufeisen: dem Mitspieler, der als nächster an der Reihe ist, Hände oder Rücken kurz massieren;
- Smiley: einen Witz erzählen.
Wer das Bild oder Tier errät (bei Kleeblatt), darf in dieser Runde zwei Mal würfeln.
Würfelt ein Spieler zwei Mal hintereinander (also in zwei Runden) das gleiche Symbol, so rückt er zum Feld Pause vor oder zurück und darf eine Runde aussetzen.
Steht ein Spieler kurz vor dem Feld Ende und würfelt ein Symbol, das auf dem restlichen Weg nicht mehr vorhanden ist, darf er gleich zum Ende aufrücken.
Viel Glück!
1 Interessante Ideen und die genannte Geschichte finden sich in: Hille, A./Schäfer, D.: Wie fühlt sich Glück an? Gefühle leben lernen. Band 17 der Reihe Spielen & Lernen. Velber Verlag, Freiburg im Breisgau 2007
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 06-7/11 lesen.