In vielen Gärten, aber auch auf verwildertem Brachland, in Wäldern und auf Wiesen wachsen zahlreiche Nutzpflanzen, von denen wir nur wenige kennen, obwohl sie von unseren Vorfahren seit langem verwendet werden. Hinzu kommen mehr oder weniger viele Züchtungen dieser Pflanzenarten, die der Wildform mitunter kaum noch ähnlich sehen, aber aufgrund bestimmter Eigenschaften und Inhaltsstoffe für uns heute sehr wertvoll und wichtig sind.
Herbert Österreicher stellt Nutzpflanzen vor, über die es Bemerkenswertes zu berichten gibt und die gerade auch für Kinder interessant sind. Die Serie begann in Heft 5/2009.
Liebesapfel, Zankapfel und Tafelobst
Der Apfel ist nicht nur eine der weltweit bekanntesten und beliebtesten Obstarten, sondern auch eine Frucht mit hoher Symbolkraft und vielfältigen Bedeutungen. Als Liebesapfel symbolisieren Frucht und Apfelbaum das Leben und die Fruchtbarkeit, Begehren und Sexualität. So war es auch ein Apfel, den Eva im Paradies ihrem Adam anbot.
Von der Liebe ist es nicht weit zu Eifersucht und Streit, wie uns die antike Mythologie lehrt: Weil Eris, die griechische Göttin des Streits und der Zwietracht, bei einer Hochzeitsfeier auf dem Olymp als einzige nicht eingeladen worden war, schleuderte sie aus Zorn über diese Missachtung einen Apfel mit der Aufschrift »Der Schönsten!« unter die anwesenden Göttinnen. Den Streit unter den Göttinnen schlichtete Paris, der trojanische Göttersohn, indem er Aphrodite, die Liebesgöttin, als Schönste wählte – eine verhängnisvolle Entscheidung. Der Sage nach führte sie zum Krieg um Troja. Und bis heute sprechen wir vom Zankapfel, wenn etwas zu heftigen Auseinandersetzungen führt.
Als Goldener Apfel steht die Frucht für unerreichte, verlockende Ziele, denn er verspricht ewige Jugend, Schönheit und Reichtum. Auch deshalb wurde er als Reichsapfel zum Symbol des Machtanspruchs der deutschen Kaiser. Kein Wunder, dass kaum eine andere Frucht in der Literatur und Malerei so häufig zu finden ist.
Außerdem steht der Apfel für Erkenntnis, also geistigen Reichtum. So trifft das Mädchen im Grimmschen Märchen von der Frau Holle auf einen Apfelbaum und erhält seine Belohnung nicht zuletzt deshalb, weil es den Wunsch des Baums erfüllt und die reifen Äpfel herunterschüttelt. Wie viele andere Symbole kann der Apfel aber auch den Tod in sich tragen: Schneewittchen soll durch einen vergifteten Apfel getötet werden.
So viel zur symbolischen Bedeutung dieser Obstart.
Auch als Fruchtgehölz begegnet uns der Apfelbaum in vielerlei Gestalten. Es handelt sich zwar immer um Laub abwerfende, kleinere bis mittelgroße Gehölze, von denen wir weltweit etwa 40 bis 50 Wildarten kennen. Die zahlreiche Hybriden aber, die aus diesen Arten hervorgingen, lassen sich oft kaum unterscheiden. Gemeinsame Merkmale sind jedoch wechselständige, ovale bis eiförmige Laubblätter und Blüten mit fünf Kronblättern, die im knospigen Zustand immer deutlich rötlich, beim Aufblühen weiß oder rosarot sind.
Der Blühbeginn des Apfels im Mai zeigt den Beginn des Vollfrühlings an und gilt den Meteorologen als wichtiges Maß für jahreszeitliche Entwicklungen. Honigbienen sind für die Bestäubung der Apfelblüten und damit für den Fruchtertrag besonders wichtig.
Eine uralte Kulturpflanze
Der Apffelbaum ist allenthalben
jedermann wohl bekannt
Es seyn aber desselbigen so viel
und mancherley Geschlechts
Dass es unmöglich ist
Diesselbige alle zu erzehlen und zu beschreiben.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 01-02/10 lesen.