Eine Kampagne der Hamburger Wohlfahrtsverbände und Träger zum Bildungsort Kita
Die Leistungen, die die 850 Hamburger Kitas als Bildungsorte erbringen, stehen im Mittelpunkt einer Kampagne, die – erstmalig in der Hansestadt – von allen im Kitabereich tätigen Wohlfahrtsverbänden und Trägern gemeinsam organisiert und gestaltet wird. Ziel der Kampagne ist es, Eltern zu informieren und die politisch Verantwortlichen darauf hinzuweisen, dass die Bildungsleistungen und -potenziale der Kitas in den Planungen für bessere Förderung Hamburger Kinder berücksichtigt werden müssen.
Bildung beginnt nicht erst in der Schule!
Die Kampagne, die von September bis November in der ganzen Stadt plakatiert wird, besteht aus folgenden Aktionen:
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Auf dem Hamburger Familientag 2007, der Ende August im Rathaus und in der Handelskammer stattfand, war der Bildungsort Kita thematischer Schwerpunkt. An 30 Ständen konnten Kinder und Eltern ausprobieren, was und wie in Hamburger Kitas gelernt wird.
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Am 14. September fand der Tag der offenen Kita statt. Kitateams in allen Stadtteilen zeigten interessierten Besuchern, Kindern wie Erwachsenen, das Innenleben der Einrichtungen – das Kita-Atelier, die Lernwerkstatt, den Bewegungsraum – und erklärten, was Bildung in der Kita heißt. Viele Teams führten im September Elternabende durch, um den Müttern und Vätern zu berichten, wie die Hamburger Bildungsempfehlungen für Kindertagesstätten im Alltag umgesetzt werden.
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An den Kita-Erkundungstagen vom 4. bis 9. Oktober werden viele Kindergruppen in der Stadt unterwegs sein und Orte besuchen, an denen sie anschaulich erfahren können, was wie funktioniert: im Recyclingzentrum, in der Chemiefabrik oder auf dem Ohlsdorfer Friedhof. Solche Erkundungen, die mit Gesprächen, Literaturrecherchen oder Experimenten in den Kitas vor- und nachbereitet werden, sind selbstverständliche Bestandteile von Lernprojekten, die in dieser Woche auch öffentlich »auffällig« werden.
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Am 10. Oktober findet im Hotel Grand Elysée ein Fachkongress für Kita-Pädagogen und die interessierte Öffentlichkeit statt. Die Bürgermeisterin Schnieber-Jastram begrüßt die Gäste, Prof. Dr. Fthenakis referiert. Vorträge und Workshops zu den in den Hamburger Bildungsempfehlungen genannten Bildungsbreichen und zum Thema »Übergang von der Kita in die Grundschule« ergänzen das Programm.
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Eine öffentliche Diskussionsveranstaltung mit Vertretern der politischen Parteien bildet am 30. Oktober den Abschluss der Kampagne. Im Vorfeld der Hamburger Bürgerschaftswahlen können Kita-Teams, Eltern und andere Interessierte fragen: Welchen Stellenwert räumt die Partei dem Bildungsort Kita ein? Wie will sie ihn weiterentwickeln? Wie will sie die Zusammenarbeit von Kita und Grundschule fördern?
Die Hamburger Kita-Träger und Verbände, die angesichts des Hamburger Gutscheinsystems durchaus im Wettbewerb um die Gunst der Familien stehen, haben sich in dieser Kampagne zusammengeschlossen, um sechs Punkte in der Öffentlichkeit deutlich zu machen:
1. Kitas in Hamburg: leistungsfähige Bildungsorte
Kitas haben sich in den zurückliegenden Jahren zu leistungsfähigen Bildungsinstitutionen entwickelt. Die 850 Hamburger Kitateams haben sich umfangreiches Fachwissen darüber angeeignet, wie man Kinder – und zwar vom Krippenalter an – gezielt fördert, mit ihnen einen anregungsreichen Alltag gestaltet, ihrer Neugier und ihrem angeborenen Forscherdrang Nahrung bietet. Die im Jahr 2005 erlassenen Hamburger Bildungsempfehlungen bündelten und systematisierten die wesentlich früher entwickelten Bildungsanstrengungen der einzelnen Träger und Verbände in sinnvoller Weise.
2. Bildung kleiner Kinder – eine anspruchsvolle Aufgabe
Die Förderung kindlicher Bildungsprozessen – von der Geburt bis zur Einschulung – ist eine anspruchsvolle pädagogische Aufgabe, die sich von den Aufgaben der Schule unterscheidet. Bildung ist im frühen Kindesalter stärker als später von persönlichen Beziehungen getragen. Die Einbettung von Bildungsprozessen in einen gemeinsam verbrachten Alltag und die Verbindung von Förderung und Fürsorge sind besondere Stärken des Lernortes Kita.
Auch für Kinder, deren Eltern nicht berufstätig sind, sind die Bildungsangebote der Kita unersetzlich. Der allgemeine, nicht an Berufstätigkeit gebundene Rechtsanspruch auf den Kita-besuch muss auf Kinder unter drei Jahren ausgedehnt werden.
3. Sprache lernen: Keine Schnellschüsse, sondern Förderung von Anfang an
Für viele Kinder, insbesondere aus Familien mit Migrationshintergrund, stellt der Erwerb der deutschen Sprache eine besondere Herausforderung dar. Spracherwerb ist eine langfristige und zeitintensive Angelegenheit. Will man bestehenden Bildungsbenachteiligungen von Kindern systematisch entgegenwirken, reichen kurzzeitige Maßnahmen unmittelbar vor der Einschulung nicht aus.
Die Hamburger Kitas haben viel getan, um ihre Leistungen in der Sprachförderung weiterzuentwickeln. Viele Erzieherinnen haben sich fortgebildet, um Sprachstände und Sprachverhalten von Kindern zu analysieren, um Kinder individuell und planvoll fördern zu können. Gebraucht wird ein Gesamtkonzept, das schon im Krippenalter ansetzt, Kinder in der Kita kontinuierlich fördert und nach der Einschulung inhaltlich fortgesetzt wird.
4. Bildung in der Kita braucht Fachleute mit Hochschulabschluss
Wie andere Bildungsinstitutionen kann und muss sich auch die Kita weiterentwickeln. Neben den bewährten Erziehungskräften werden Kita-Pädagoginnen mit Hochschulausbildung gebraucht. In Hamburg und an Hochschulen anderer Städte entwickeln sich zur Zeit Bachelor- und Masterstudiengänge im Bereich der frühkindlichen Bildung. Die Träger der Kita-Kampagne appellieren nachdrücklich an die Stadt Hamburg, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass Absolventinnen dieser Studiengänge künftig mit angemessener Vergütung in Hamburger Kitas beschäftigt werden können, um Kinder zu fördern.
5. Zusammenarbeit von Kita und Schule: Kooperation auf Augenhöhe
Die Kitateams begrüßen die politischen Initiativen in Hamburg, Kindertagesstätten und Grundschulen im Interesse besserer Förderung der Kinder zu verbinden und die Übergänge zu glätten. Wichtig ist, dass sich die Bildungsinstitutionen Kita und Schule auf Augenhöhe begegnen und ihre pädagogischen Kompetenzen gleichberechtigt einbringen. Das wird möglich, wenn Kitas als Bildungseinrichtungen betrachtet werden. Da Kinder von Geburt an lernen, muss die Krippe mit ihren Bildungsfunktionen beachtet werden.
Wichtig ist auch, dass die Trägerpluralität und der produktive Wettbewerb, der das Kita-Gutscheinsystem kennzeichnet, erhalten bleiben und nicht durch zunehmende Verstaatlichung des Elementarbereichs zurückgedrängt werden.
6. Investitionen in Kitas zahlen sich bildungspolitisch aus
Bei politischen Entscheidungen, die die Verbesserung von Rahmenbedingungen für Bildung zum Gegenstand haben, müssen Kindertagesstätten und Schulen ausgewogen berücksichtigt werden. Kitateams bedauern, dass die jüngsten Entscheidungen zur Absenkung von Klassenfrequenzen in sozialen Brennpunkten nicht durch Verbesserungen der Personal-Kind-Relation im Kita-Bereich flankiert wurden. Die Kampagne verfolgt daher auch das Ziel, die hohe bildungspolitische Rentabilität von Investitionen im Kita-Bereich ins öffentliche Bewusstsein zu rücken, um damit Schwerpunkte in der kommenden Hamburger Legislaturperiode zu setzen.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 08-09/07 lesen.