In Heft 10/2006 verschenkte Gerlinde Lill den Begriff Zu-Mutung. Einspruch erhoben in Heft 12/2006 Angelika von der Beek und Prof. Dr. Gerd E. Schäfer.
Der Begriff des Zumutens sei ein Überbleibsel aus der traditionellen Lernpädagogik, die sich für den Beitrag des Kindes nicht wirklich interessiere, begründete u.a. Gerd Schäfer seine Ablehnung. Nachfolgend stellen Hans-Joachim Laewen und Beate Andres in ihren Antworten Argumente vor, die aus ihrer Sicht dafür sprechen, den Begriff in der kindorientierten innovativen Pädagogik beizubehalten.
Vorab und ohne Vorbehalte: Das Ringen um die Bedeutung von Begriffen ist legitim, ja notwendig. Begriffe sind ein »Handwerkszeug« des Denkens. Sie gewinnen ihre konkrete Bedeutung einerseits durch die Kontexte, in denen sie benutzt werden. Andererseits sind Begriffe Ergebnis von Aushandlungsprozessen, Vereinbarungen dazu, was mit ihnen bezeichnet werden soll.
Gerd Schäfer empfindet Unbehagen bei der Verwendung des Begriffs »Zumutung« im pädagogischen Zusammenhang und begründet sein Votum, den Begriff wegen seiner negativen Anklänge an Prinzipien einer autoritären Pädagogik nicht mehr zu gebrauchen.
In unserem frühpädagogischen Handlungskonzept verwenden wir den Zumutungs-Begriff in einem spezifischen Zusammenhang (Stichwort: »Zumutung von Themen«, vgl. Fußnote 1). In diesem Beitrag werde ich Argumente vorstellen, die aus meiner Sicht dafür sprechen, den Begriff beizubehalten, wenn auch nicht in seiner Alltagsbedeutung.
Pädagogik ist weitgehend auf den Gebrauch von Begriffen angewiesen, die auch in der Alltagssprache Verwendung finden. Dabei können die Bedeutungen, die Begriffe in der Alltagssprache haben, in der Regel nicht ohne Weiteres in die Fachsprache übernommen werden, ohne sie für den Gebrauch in fachlichen Zusammenhängen zu präzisieren.
Insofern kann und muss sich die Sprache der Pädagogik von der Alltagssprache unterscheiden, wobei sie – beabsichtigt oder nicht – die Alltagsbedeutungen der verwendeten Begriffe als unvermeidliche Fracht mit sich führt.
Letzteres sollte jedoch nicht dazu führen, Begriffe schon deshalb vom fachlichen Gebrauch auszuschließen, weil sie im alltäglichen Gebrauch Anklänge an unerwünschte Bedeutungen haben.
Für einen solchen Schritt bedürfte es m. E. eines zwingenden Grundes. Schäfer hat einen solchen zwingenden Grund offensichtlich darin gefunden, dass »der Begriff des Zumutens (...) ein Überbleibsel aus einer traditionellen Lernpädagogik (ist), die sich für den Beitrag des Kindes zu seinen Bildungs- und Lernprozessen nicht wirklich interessiert. (S. 17)«. Nun hätte ich doch den einen oder anderen Hinweis erwartet, welcher der traditionellen Lernpädagogen den Begriff auf welche Weise verwendet hat, und sei es nur, um den Blick für die Kontexte zu schärfen, in denen der Begriff benutzt wurde.
Er fand es dennoch für seine Zwecke ausreichend, sich auf den Duden zu berufen
und dem Begriff einen »im alltäglichen Sprachgebrauch (...) im autoritärem Sinn missverstehbaren Beigeschmack« (S. 15) zuzuordnen. Ich will hier gar nicht bestreiten, dass ein solcher Zusammenhang existiert. Aber ist diese Bedeutung des Begriffs die einzig mögliche, so dass seine Entsorgung »aus dem Bereich des intendierten oder planbaren pädagogischen Verhaltens« (S. 15) gerechtfertigt wäre?
Ich werde in meiner folgenden Argumentation schon aus Platzgründen nicht auf alle Aspekte eingehen können, die Schäfer zur Begründung seiner Haltung zum Begriff der Zumutung angeführt hat.
Auch will ich ihm gar nicht in jedem Punkt widersprechen, aber dennoch scheint mir der Zumutungsbegriff nach wie vor auch für eine zukunftsfähige Pädagogik von Bedeutung zu sein, wenn die Position und die damit verbundene Verantwortung der Erwachsenen nicht diffus werden sollen.
Den vollständigen Beitrag können Sie in unserer Ausgabe Betrifft KINDER 03/07 lesen.